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Stressbewältigung durch Achtsamkeit

Veröffentlicht am 02.04.2014
Stressbewältigung durch Achtsamkeit
Stress ist heute allgegenwärtig. Dabei kann man bereits mit wenig Einsatz viel dafür tun, die eigene Situation zu verbessern. Mindfulness-Based Stress Reduction – kurz MBSR – ist eine solche Möglichkeit der Stressbewältigung.
Was versteht man im Zusammenhang mit Stressbewältigung unter Achtsamkeit?
Frau Dr. med. Christine Poppe: Unter Achtsamkeit versteht man die bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblicks, ohne diesen zu bewerten. Achtsamkeit ist mehr als konzentrierte Aufmerksamkeit. Sie ist verbunden mit der Kultivierung einer inneren Haltung von Mitgefühl, liebevoller Freundlichkeit, Offenheit, Vertrauen und Wohlwollen.

Wie kann Stressbewältigung durch Achtsamkeit helfen, Stress abzubauen? Und wie nützlich ist MBSR?
Im Alltag handeln wir oft automatisch, ohne uns bewusst zu sein, was wir tun. Achtsamkeit kann dazu beitragen, sich der eigenen Gedanken, Gefühle und Empfindungen im gegenwärtigen Moment bewusst zu werden. Dadurch verschaffen wir uns eine Wahlmöglichkeit und die Freiheit, bewusst zu entscheiden, wie wir mit bestimmten Ereignissen umgehen wollen. Eine regelmässige Achtsamkeitspraxis kann sich günstig auf das Stresserleben, den Umgang mit unangenehmen Gefühlen, Schlaf, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Immunabwehr auswirken.

Woher kommt das Konzept der Stressbewältigung durch Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist ein Begriff, der ursprünglich aus der buddhistischen Meditationspraxis stammt. Basierend auf diesem Konzept entwickelte der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn in den 1970er-Jahren einen achtwöchigen Kurs zur achtsamen Stressbewältigung.

Kann man Achtsamkeit trainieren?
Man kann Achtsamkeit durch Meditation, Yoga und bestimmte Körperübungen fördern. Mittlerweile gibt es umfangreiche und gut verständliche Literatur zum Thema Achtsamkeit. Vor allem sollte man sich auch Zeit lassen, das Erfahrene zu reflektieren.

Welche Achtsamkeitsübungen gibt es?
Zu den Übungen im MBSR gehören die achtsame Körperwahrnehmung im Body Scan, die Atem- und Sitzmeditation, die achtsame Ausführung langsamer Bewegungen beim Gehen sowie einfache Yoga-Übungen. Ein weiterer Aspekt ist die Aufrechterhaltung der Achtsamkeit bei alltäglichen Verrichtungen, zum Beispiel beim Zähneputzen oder Essen. Achtsame Momente im Arbeitsalltag können Stress reduzieren und Präsenz fördern, wenn man beispielsweise nicht gleich das Telefon abnimmt, sondern zunächst den eigenen Atem achtsam beobachtet.

Für wen eignet sich ein Training in MBSR?
MBSR ist geeignet für Menschen, die sich gestresst fühlen, durch körperliche Beschwerden oder Schmerzen belastet sind oder unter Ängsten, Depressionen, Verstimmungen oder Schlafstörungen leiden. In Ergänzung zur medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung kann MBSR die Betroffenen darin unterstützen, einen aktiven Beitrag zur Erhaltung oder zur Wiedererlangung der Gesundheit zu leisten, bewusster zu leben und sich selbst und die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen.


Zur Person
Frau Dr. med. Christine Poppe ist Chefärztin Psychotherapie und ambulante Psychiatrie am Sanatorium Kilchberg. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und ist auf die Behandlung von Zwangsstörungen, affektive Störungen und Essstörungen spezialisiert.
 
Interview PD