Welche Rolle wird Homeoffice nach Corona noch spielen?
Veröffentlicht am 03.02.2022
Um es vorwegzunehmen: offenbar eine grössere, als sich die Wirtschaft vor der Corona-Pandemie vermutet hatte. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Future of Work Trends-Studie, die das IT-Marktforschungsunternehmens Gartner erhoben hat. Was den relevanten ArbeitnehmerInnen die Work Life Balance erleichtert, bedeutet für Unternehmen eine neue Qualität der Verantwortung - und der sollten sie sich bestmöglich stellen.
Homeoffice: Aus der Not eine Tugend machen
Das rasante Corona-Infektionsgeschehen machte diesen grossen Schritt in der Arbeitswelt notwendig: Sofern es möglich war, die anfallende Arbeit remote zu erledigen, blieben und bleiben die ArbeitnehmerInnen zu Hause. Natürlich war dieses moderne Arbeitsmodell nicht neu, bereits vor der Pandemie arbeiteten rund 30 Prozent der befragten Studienteilnehmer, zu denen immerhin mehr als 400 HR-Führungskräfte, über 300 FinanzleiterInnen und 4'000 Beschäftigte zählten, regelmässig von zu Hause. Doch mit der Pandemie stieg dieser Anteil derer, die auch künftig Wert auf Remote-Work legen, auf nun 48 Prozent an - und diesen Trend sollte die Wirtschaft ernstnehmen.
Sinnvoll wäre es also, sich auf diesen wachsenden Bedarf einzustellen - nur so lassen sich die Ansprüche der begehrten qualifizierten Fachkräfte auch in Zukunft bedienen. Auch darauf wird es ankommen im Wettbewerb um kompetente ArbeitnehmerInnen. Welche Voraussetzungen sind demnach zu schaffen, um auch über die Distanz ein konstruktives und gewinnbringendes Arbeitsumfeld zu schaffen? Wie lassen sich Mitarbeiter effektiv an Unternehmen binden, sodass deren Personalbedarf nachhaltig gedeckt ist? Hier ist ein grundlegendes und facettenreiches Umdenken angesagt.
Soziale Verantwortung der Unternehmen erreicht neues Level
Naturgemäss drehen sich die Überlegungen in puncto Remote Work zunächst um die technischen Voraussetzungen, schliesslich sollten die Digital Workplaces auch für dieses Arbeitsmodell ausreichend gerüstet sein. Und doch handelt es sich bei der Technik nur um einen Aspekt, der hier eine Rolle spielt: ArbeitnehmerInnen benötigen digitale Kompetenzen, um sicher und effektiv mit den Tools zur Kommunikation und Remote Work umgehen zu können. Angesichts der voranschreitenden Digitalisierung sollte die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die Realität sieht in vielen Unternehmen jedoch anders aus. Auch in diesem Punkt könnte die Pandemie einen zusätzlichen Impuls auslösen, denn viele ArbeitnehmerInnen haben zwischenzeitlich die Arbeit im Homeoffice zu schätzen gelernt - die Motivation, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen dürfte demnach vorhanden sein.
Und dann kommen die Unternehmen selbst ins Spiel: Die pandemiebedingte Umstellung der Arbeit hat einerseits dafür gesorgt, dass Beschäftigte Privat- und Berufsleben besser koordinieren können. In vielen Fällen ist es möglich, wertvolle Familienzeit zu geniessen, weil sich die anstehenden Aufgaben über den Tag verteilen lassen. Andererseits dringt der Beruf so immer weiter ins Private vor - und damit wächst die soziale Komponente der unternehmerischen Verantwortung. So sollten beispielsweise die Arbeitskräfte, die nicht von den Vorteilen der Remote Work profitieren können, einen adäquaten Ausgleich erhalten.
Nicht zu unterschätzen ist in jedem Fall die Qualität des Führungsstils: Während traditionell tiefe hierarchische Strukturen wegen der eingeschränkten Kontrollmöglichkeiten schnell an ihre Grenzen stossen, tun sich junge und lean aufgestellte Unternehmen deutlich leichter. Hier ist die Arbeit im Team, die von Motivation und gemeinsamer Verfolgung eines definierten Ziels lebt, bereits Selbstverständlichkeit - und das bereichs- und positionenübergreifend. Vor allem junge und qualifizierte Fachkräfte werden also potenzielle ArbeitgeberInnen künftig verstärkt daran messen, wie flexibel, dynamisch und strukturiert eine Organisation aufgestellt ist. Denn eines ist ebenfalls gewiss: Work Life Balance spielt heute eine ernstzunehmende Rolle.