Neues Arbeiten: Mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen durch Green HRM?
Veröffentlicht am 19.05.2022 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds
Angestossen durch die erste Ölkrise und lokale Luftverschmutzung begannen Unternehmen bereits in den frühen 1970er Jahren, sich mit Umweltmanagement zu beschäftigen. Der Begriff Green HRM hat sich jedoch erst 2008 in der Wissenschaft etabliert. Er steht für ökologisch nachhaltiges Personalmanagement. Warum Green HRM wichtig ist, und was es leisten kann - das und mehr erfahren Sie hier!
Die wachsende Bedeutung von Green HRM
Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter, in ihre Aus- und Weiterbildung sowie Diversitymanagement und Gleichbehandlung bilden die soziale Seite eines Unternehmens ab. Das Äquivalent ist die ökologische Seite im Personalmanagement, die noch in den Kinderschuhen steckt. Unternehmen müssen erst noch lernen, dass ökologisches Bewusstsein in Unternehmen nur dadurch erreicht werden kann, dass die daran beteiligten Menschen beziehungsweise Mitarbeiter entsprechend begleitet und angeleitet werden.
Die dafür nötigen Ansatzpunkte bietet das Green Human Resource Management (Green HRM). Green HRM hat sich zu einem bedeutenden Werkzeug entwickelt, das Unternehmen nachhaltig ökologisch zu gestalten hilft. Die Personalabteilung ist dabei ideal, weil sie die Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitern darstellt.
Dadurch besteht die Möglichkeit, langfristige Einstellungs- und Verhaltensänderungen der Mitarbeiter zu entwickeln und zu etablieren. Sie sind notwendig, um den ökologischen Wandel eines Unternehmens zu unterstützen und zu begleiten.
Was kann Green HRM leisten? 5 Praxistipps für nachhaltiges Personalmanagement
Green HRM bezeichnet die Personalmanagement-Aktivitäten, die auf Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit abzielen. Diesbezüglich werden drei Ebenen unterschieden, nämlich organisatorische Strukturen, praktische Verhaltensweisen sowie die dazu nötigen Systeme.
1. Nachhaltiges Personalmarketing und Personal Recruiting
Green HRM steht für nachhaltiges Personalmarkting und Personal Recruiting. Das sind klassische HR-Massnahmen, die sich ebenfalls für Massnahmen eignen, um Schadstoffe und die damit verbundene Umweltbelastung zu reduzieren. Ohnehin gehören Papierbewerbungen in Plastikmappen der Vergangenheit an.
In Zeiten von Covid-19 haben Bewerber und Unternehmen festgestellt, dass sich Bewerbungsgespräche auch online führen lassen. Gleiches gilt für Meetings, die via Skype, über Zoom, BlueJeans oder andere Systeme geführt werden. Das bedeutet für alle Beteiligten nicht nur eine Zeitersparnis, sondern schont auch die Umwelt.
2. Betriebliche Mobilität und Dienstreisen
Insbesondere im Vertrieb gehört der Dienstwagen zur Standardausstattung der Mitarbeiter. Nicht immer ist er durch alternative Reisemittel ersetzbar. Dennoch gibt es Möglichkeiten, ökologisch nachhaltig zu agieren, zum Beispiel mit umweltfreundlichen Fahrzeugen. Eine Alternative ist eine eigene Carsharing-Flotte, während kürzere Flugreisen durch Bahnreisen ersetzt werden.
Manche Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern generelle Mobilitätsbudgets, mit denen diese ihre Reisen selbst planen können. Zur Mobilität gehört auch die umweltfreundliche Anreise zum Arbeitsplatz, die Arbeitgeber durch Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr bezuschussen. Auch geleaste Elektro-Bikes sind Benefits, die manches Unternehmen seinen Mitarbeitern anbietet. Das ganzheitliche Umdenken wird jedoch nur funktionieren, wenn Geschäftsleitung, Vorstände und Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen.
3. Flexible Arbeitszeiten, Mobile Office und Homeoffice
In Zeiten von Covid-19 mussten viele Arbeitnehmer gezwungenermassen von zuhause aus arbeiten. Tatsächlich leistet das Home Office einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Dadurch werden nicht nur durch Berufspendler verursachte Staus reduziert.
Gleichzeitig wird durch das Homeoffice eine Steigerung der Work-Life-Balance erzielt. Stress wird vermindert, da Mitarbeiter ihren ganz eigenen Biorhythmus beachten können. Insoweit leisten mobile Arbeitskonzepte wie Homeoffice, Mobile Office an jedem Ort und zu jeder Zeit sowie flexible Arbeitszeiten einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen.
4. Mehr Nachhaltigkeit auch in der Kantine
Auch in Bezug auf die Verpflegung und das Mittagessen kann nachhaltiger gewirtschaftet werden. Beispielhaft sind die Verwendung vorwiegend regionaler Lebensmittel, von Bio-Ware sowie von Produkten mit dem Fairtrade-Siegel. Gleiches gilt für den Verzicht von Kaffeekapseln aus Aluminium sowie ganz allgemein für die Vermeidung von Müll, insbesondere durch den Verzicht auf Folien- und Plastikverpackungen.
Unternehmen sollten selbst entscheiden, ob sie eine bestimmte Ernährungsweise von oben verordnen. Tatsächlich ist der Bereich Ernährung Teil der privaten Lebensführung. Ohnehin kommt es bei Mitarbeitern nicht gut an, wenn sie "von oben" zum Verzicht auf Fisch oder Fleisch gezwungen werden.
5. Green HRM: Aktionstage und besondere Aktivitäten
Die HR-Abteilung kann die unternehmerische Verantwortung zur Unterstützung von Umwelt- und Naturschutz vorantreiben, indem sie Aktionstage oder Green HRM Aktivitäten anbietet, zum Beispiel Umwelttage oder die Ausschreibung eines Wettbewerbs mit "grünen" Ideen, die dem Unternehmen nützen. Diese müssen jedoch zum jeweiligen Unternehmen passen, authentisch und damit glaubwürdig sein.
Green HRM in Reinform sind beispielsweise Green Gardening oder Corporate Farming. Dabei pflanzen freiwillige Teams gemeinsam Bäume, begrünen das Firmengelände oder züchten Bienen, um eigenen Honig zu produzieren.
Ökologie und Nachhaltigkeit haben vor allem dann eine gute Chance auf Umsetzung, wenn es Hauptverantwortliche gibt, die diese Transformation vorantreiben. Analog zum Datenschutz-Beauftragten bildet manches Unternehmen einen speziellen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbeauftragten aus, der in der HR-Abteilung angesiedelt ist.
Es bietet sich auch an, dass die HR-Abteilung zusammen mit dem Management ein Bündnis schmiedet, das das Thema Nachhaltigkeit zum Inhalt hat. Ausserdem sollten Unternehmen Flagge zeigen und das neue Bewusstsein nicht nur nach innen, sondern zur Verbesserung des Firmenimages und der Marktposition auch nach aussen kommunizieren.