Austritt aus dem Arbeitsmarkt aufschieben: Lindern ältere Schweizer den Fachkräftemangel?
Veröffentlicht am 23.02.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Schweizer, die älter als 65 Jahre sind, können und wollen häufig weiterarbeiten. Diese Bereitschaft könnte sich positiv auf viele Bereiche auswirken. Unter anderem der Fachkräftemangel liesse sich auf diesem Weg abmildern. Doch den Senioren wird es noch immer schwer gemacht.
Der Fachkräftemangel in der Schweiz
Wie viele andere Länder in Europa kämpft auch die Schweiz mit einem Fachkräftemangel. In sieben Jahren werden eine halbe Million Arbeitsplätze unbesetzt sein. Für den Staat und die Gesellschaft ist das ein grosses Problem. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen nun nach und nach das Alter, in dem sie in Altersrente gehen können. Der Arbeitsmarktaustritt lässt sich aber nicht vollständig ausgleicht, so entsteht eine enorme Lücke.
Ein Teil dieser Lücke liesse sich durch Senioren schliessen. Im Jahr 2019 waren 20 Prozent der Älteren über 65 Jahre (etwa 180.000 Schweizer) berufstätig. Viele waren und sind in Vollzeit beschäftigt, aber Teilzeit ist ebenfalls sehr gefragt. Vergleicht man die Zahl der beschäftigten Senioren mit denen des Jahres 2012, ergibt sich, dass die Nachfrage zunimmt. Denn damals waren nur rund zehn Prozent der Senioren noch in Arbeit. In Zukunft können wir zudem mit einer weiteren Steigerung rechnen.
Motive für die Berufstätigkeit über das Renteneintrittsalter hinaus
Anders als viele Menschen denken, geht es dabei nicht um finanzielle Gründe. Nur ein kleiner Teil der Senioren arbeitet weiter, um noch etwas dazuzuverdienen. Die meisten möchten vielmehr weiterhin ihren Teil zur Gesellschaft beitragen oder das Alter noch ein paar Jahre aufschieben. Dass so viele Ältere dazu bereit sind, verdient Respekt und sollte aus diesem Grund gefördert werden.
Herausforderungen für Senioren in der Arbeitswelt
Das Weiterarbeiten ist natürlich nicht in jeder Branche sinnvoll. Ein Maurer wird häufig schon aus körperlichen Gründen nicht weiter in seinem Beruf bleiben können. Doch in anderen Branchen ist das problemlos möglich, zum Beispiel in der Dienstleistungsbranche oder im technischen Bereich. Wer weiterarbeiten möchte, aber in einem Beruf arbeitet, der nicht mehr zum Alter passt, könnte über eine berufliche Veränderung nachdenken. In vielen Bereichen werden motivierte Arbeitskräfte gesucht. Häufig lassen sich auch Erfahrungen aus früheren Arbeitsverhältnissen einbringen.
Weitere Herausforderungen betreffen die Arbeitgeber: Sind sie bereit, Menschen über 65 Jahre zu
beschäftigen? Oft ist das nicht der Fall. Dies ist eine der grössten Hürden für ältere Menschen mit dem Wunsch zum Weiterarbeiten. Dabei helfen schon wenige Anpassungen, um die zahlreichen Vorteile zu nutzen, die Senioren bieten. Arbeitgeber sollten nicht nur bereit sein, Ältere weiterzubeschäftigen oder neu anzustellen, sondern diesen auch eine passgenaue Arbeitsumgebung bieten.
Vor dem Beginn der Weiterbeschäftigung im Renteneintrittsalter stehen daher Verhandlungen. Rentner wünschen sich häufig Arbeitszeit-Modelle, die auf ihre individuellen Bedürfnisse angepasst sind. Sie möchten weiterhin angemessen bezahlt werden und freuen sich über zusätzliche Benefits, die die Wertschätzung ausdrücken.