Zentralschweiz - ein Hotspot für Wirtschaftskriminelle?
Veröffentlicht am 07.09.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Der Beginn der Corona-Pandemie läutete ein neues Kapitel im Bereich der Wirtschaftskriminalität
innerhalb der Schweiz ein. In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl an Delikten insbesondere im privaten Sektor stark zu. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Zentralschweiz, auf die rund ein Viertel aller Fälle entfallen. Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik liegt der Grossteil der Schauplätze dieser Straftaten immer häufiger im Internet.
Privatsektor im Fokus der Ermittler
Insbesondere in der Zentralschweiz ist der Aufschwung an kriminellen Aktivitäten im
Wirtschafssektor stark bemerkbar. Knapp ein Viertel der landesweit registrierten Wirtschaftskriminalfälle entfällt auf die Zentralschweiz. Laut Erkenntnis der Ermittler liegt der
Fokus dabei vornehmlich auf Privatpersonen. Berücksichtigt wurden lediglich Fälle mit einem Wert über 50.000 Franken.
Neben Geldwäsche und Versicherungsbetrug machen vor allem Delikte über Veruntreuung den Löwenanteil aus. Hierbei handelt es sich um die unrechtmässige Aneignung von Geldmengen, die zur Verwaltung vorgesehen waren. Als Ursache des drastischen Anstiegs der Kriminalitätsrate wird die Corona-Pandemie in Betracht gezogen. Der insgesamt entstandene Schaden durch Wirtschaftskriminalität ist im Jahr 2021 auf eine Summe von 567 Millionen Franken zu beziffern.
Corona-Pandemie als Auslöser steigender Kriminalitätsraten
Im Zuge der Pandemie eröffneten sich Privatleuten neue Möglichkeiten für betrügerische Aktivitäten. Während im Jahr 2021 lediglich 68 Fälle vom KPMG registriert wurden, stieg die Anzahl im Jahr 2022 auf 78, um knapp 15 Prozent, an. Unberechtigt beantragte Nothilfen und Corona-Kredite tragen wesentlich zum Anstieg privater Wirtschaftskriminalität bei. Insgesamt 21 der 78 registrierten Delikte entspringen dem Raum Zentralschweiz.
Ein recht hoher Prozentsatz, ist die Zentralschweiz doch lediglich halb so stark bevölkert wie der Kanton Zürich. Trotz der hohen Anzahl an Delikten spricht die insgesamt niedrige Schadenssumme von nur 28 Millionen Franken für sich: Die Zentralschweiz, ein Hotspot für Kleinkriminelle?
Wirtschaftskriminalität im Internet
Nicht nur bedingt durch Corona, auch mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt das Potential zum Missbrauch. Die Kriminalitätsrate im digitalen Raum wächst Jahr für Jahr. Laut polizeilicher Kriminalstatistik beläuft sich die Anzahl im Jahr 2021 auf über 30.000 Straftaten - ein Wachstum von etwa 24 Prozent in Relation zum Vorjahr.
Rund 90 Prozent dieser Straftaten haben einen wirtschaftlichen Hintergrund, die Rede ist vom sogenannten Cyberbetrug. Auch hier liegt die Ursache partiell in der Corona-Pandemie, spezifisch den Umstieg vom Büro ins Homeoffice. Durch fehlende Schulung von Mitarbeitern, unzureichend geschützte Firmenverbindungen und anderen Lücken in der Informationstechnologie vereinfachte sich der Datenmissbrauch für Wirtschaftskriminelle.