Verkürzte Arbeitszeit und Entlassungen - steht der Arbeitsmarkt in der Zentralschweiz vor einer Krise?
Veröffentlicht am 04.01.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
In der Zentralschweiz reissen die Berichte über hohe Mitarbeiterentlassungen in einigen Unternehmen nicht ab. Dazu gehören die Post, Marken wie Estée Lauder oder Google, aber auch Pflegeheime. Es sind in einigen Branchen so viele Mitarbeiter von der Kündigungswelle betroffen, dass von Massenentlassungen die Rede ist. Darüber hinaus gibt es auch Betriebe, die ihre Beschäftigten in Kurzarbeit schicken.
Massenentlassungen - hohe Anzahl an Kündigungen in einem Unternehmen
Unternehmen sind verpflichtet, eine hohe Anzahl an Kündigungen dem Arbeitsamt zu melden. Dies ist der Fall, wenn es zu einer Massenentlassung kommt: Sind in einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden zehn Kündigungen ausgesprochen worden, liegt eine meldepflichtige Massenentlassung vor.
Bei 300 Mitarbeitenden sind es 30 Kündigungen, die eine Meldepflicht auslösen. Die Luzerner Zeitung meldet, dass sich eine grössere Anzahl an Unternehmen entschieden hat, vielen Beschäftigten zu kündigen. In den Bereich fallen auch Änderungskündigungen, die ausgesprochen werden, wenn eine Weiterbeschäftigung des Mitarbeitenden in seinem bisherigen Bereich nicht möglich ist.
Kurzarbeit ist ebenfalls meldepflichtig
Vorübergehende Engpässe in Bezug auf die Auftragslage in einem Unternehmen rechtfertigen in der Regel keine Kündigung. Hier greifen Arbeitgeber auf die Möglichkeit zurück, für einen gewissen Zeitraum Kurzarbeit auszurufen. Die Mitarbeitenden werden von der Arbeit freigestellt und beziehen keinen Lohn. Sie blieben aber im Unternehmen beschäftigt und bekommen Geld vom Arbeitsamt.
Wenn sich die Auftragslage wieder bessert, kann die Beschäftigung zu den vereinbarten Konditionen fortgeführt werden. In der Zentralschweiz haben sich allerdings nur wenige Unternehmen für die Kurzarbeit entschieden. Die Zahlen sind in der Statistik so niedrig wie im Jahre 2018. Im Kanton Luzern ist die Kurzarbeit seit August 2022 kontinuierlich gesunken: Damals meldeten 47 Betriebe Kurzarbeit an, im Juli 2023 waren es nur noch 14.
Krisen sorgen für eine schlechte Konjunktur
Gründe für die Massenentlassungen, aber auch für die Kurzarbeit sind in den Krisen zu suchen, die derzeit auch in der Schweiz die Konjunktur schwächen. Dazu gehört die Wirtschaftskrise, die zu hohen Energiepreisen und einer geringeren Kaufkraft in der Bevölkerung geführt hat. Aber auch der Krieg in der Ukraine und in Nahost haben negative Folgen für die Konjunktur. Unternehmen wandern ins günstigere Ausland ab, sind nicht mehr zahlungsfähig und verkleinern sich aufgrund einer veränderten Nachfrage auf dem Markt.
Gute Gesamtlage des Arbeitsmarktes
Trotz der teils bedenklichen Zahlen ist der Arbeitsmarkt auch in der Zentralschweiz insgesamt ausgeglichen. Es gibt als Gegengewicht zu Massenentlassungen und Kurzarbeit auch zahlreiche offene Stellen. Diese sind jedoch in anderen Branchen angesiedelt: Wo Fachkräftemangel herrscht, ist es nicht möglich, alle vakanten Stellen zu besetzen. Somit ist der Arbeitsmarkt trotz negativer Berichte aus einigen Branchen in Bewegung. Den notwendigen Entlassungen stehen offene Stellen gegenüber, sodass von einem Einbruch auf dem Arbeitsmarkt bislang noch nicht die Rede sein kann.